Gestern Abend wurde der »Crime Cologne Award 2020« digital verliehen: Ausgezeichnet wurde Max Annas mit »Morduntersuchungskommission – Der Fall Teo Macamo«.
Die Jury begründet ihre Auswahl folgendermaßen:
»Krimis waren in der DDR sehr beliebt und obwohl sie bei den Offiziellen ein ungeliebtes Genre waren, ließ man ihre Veröffentlichung zu. Verbrechen wurden dem Kapitalismus zugeschrieben und kamen im Sozialismus nicht.
Da in den offiziellen Statistiken der DDR kaum Morde verzeichnet wurden, sollten auch die Autoren möglichst auf Morde in den Romanen verzichten, bzw. den Schauplatz notfalls in den Westen verlegen.
Max Annas „Morduntersuchungskommission – Der Fall Teo Macamo“ schließt 30 Jahre nach der Wiedervereinigung eine Lücke, indem er seinen Roman im letzten Jahrzehnt der DDR ansiedelt. Durch seinen fast protokollarischen Stil unterstreicht er in einer fast objektiv wirkenden Art und Weise, wie die Lebensverhältnisse in der DDR waren und wie die Menschen sich dort auf diese Lebensverhältnisse einstellten. Gewalt gegen Andere scheint hier beinahe die logische Konsequenz.
Mit dem Ermittler Otto Castorp hat er eine Figur geschaffen, deren Welt langsam in sich zusammenfällt, deren baldiges Ende aber noch nicht spürbar ist. Immer wieder muss sich der Leser innerhalb der Geschichte selbst positionieren. Wie hätte man sich selber in dem System verhalten?
Annas bedient sich bei dem historischen und bis heute nicht geklärten Mord an dem Mozambikaner Manuel Diogo, dem der Roman auch gewidmet ist. Er verdeutlicht, dass rassische Verbrechen in der DDR kein Einzelfall waren, aber eben auch kein DDR-Phänomen sind. Vielmehr stellt sich beim Lesen die Frage, wie wir heute mit „Anderen“ umgehen. Damit verleiht Max Annas dem Roman und der Thematik eine enorme Aktualität.«
Nominiert waren außerdem Horst Eckert mit »Im Namen der Lüge« (Heyne Verlag), Tom Hillenbrand mit »Qube« (Verlag Kiepenheuer & Witsch), Petra Ivanov mit »Entführung« (Unionsverlag) und Thomas Ziebula mit »Der rote Judas« (Wunderlich Verlag). Für die Vergabe des Preises war eine fünfköpfige Jury verantwortlich, bestehend aus Mike Altwicker (Vorsitz), Petra Pluwatsch, Marc Raabe, Birgitt Schippers und Margarete von Schwarzkopf.
Der Preis ist mit € 3000 dotiert, die die Preisträgerin oder der Preisträger erhält. Unterstützt wird der »Crime Cologne Award« von der KölnBusiness Wirtschaftsförderungs-GmbH. Alle Shortlist-Nominierten erhalten zudem den Ehrenpreis »Die silberne Lupe«.
Alle Informationen finden Sie auch auf www.crime-cologne.com
Eine Pressemitteilung des Crime Cologne e.V.
www.crime-cologne.com