Die Schriftstellerin Anna Baar erhält den Großen Österreichischen Staatspreis 2022, gab das Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS) bekannt. Dieser Preis wird auf Vorschlag des Österreichischen Kunstsenats von der Republik Österreich vergeben und geht jedes Jahr an eine Künstlerpersönlichkeit aus den Bereichen Architektur, Bildende Kunst, Literatur oder Musik in nicht festgelegter Rotation. Im Vorjahr war die bildende Künstlerin Martha Jungwirth ausgezeichnet worden. Die zuletzt geehrten Schriftsteller waren Florjan Lipuš (2018) und Gerhard Roth (2016). Die höchste Kultur-Auszeichnung der Republik ist mit 30.000 Euro dotiert.
„Anna Baar ist eine unverwechselbare Stimme auf die Bühne der Gegenwartsliteratur. Sie ist Sprachkünstlerin im besten Sinne und zeigt uns, was Literatur im Zeitalter der Digitalisierung und Mediatisierung unserer Gesellschaft leisten kann: nämlich in der Kunst der Erzählung und des Romans, authentische Erfahrungen und Erkenntnisse über unsere Gegenwart vermitteln und unseren Sinn für Unrecht, Irrtümer und Versäumnisse, Risiken und Möglichkeiten schärfen. Anna Baar glaubt an die Kraft der Literatur. Sie ist eine Autorin, die uns mit den Zumutungen der Wahrheit konfrontiert und die es versteht, denen, die nicht gehört werden, eine Stimme zu geben. Sprachkraft, Eigensinn und ein individueller Sound machen aus jedem ihrer Bücher ein Ereignis. Anna Baar ist ein Glücksfall für die Kunst des Erzählens und eine hochverdiente Preisträgerin“, so Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer.
Der Österreichische Kunstsenat, der die Preisträgerin vorschlägt, begründet seine Wahl wie folgt: „Anna Baar lotet in ihrem avantgardistischen Werk mit außergewöhnlichem Sprachgefühl, radikal und verstörend, die Grenzen der Erzählkunst aus. Ihre wie Musikstücke komponierten Texte, die voll sprachlicher Schönheit sind und sich immer wieder in beklemmende kafkaeske Abgründe des Albtraums begeben, thematisieren auf ungewöhnliche Art und Weise das Verhältnis zwischen Realität und Fiktion.“
Anna Baar, 1973 im damaligen Jugoslawien geboren, wuchs zweisprachig in Wien und Klagenfurt auf. Nach einem abgebrochenen Medizinstudium studierte sie Slawistik, Publizistik, Theaterwissenschaft und Medienarbeit. 1999 schloss sie ihr Studium ab und promovierte 2008.
Ihre Texte – Gedichte, Erzählungen, Essays und Reden – wurden in mehrere Sprachen übersetzt und in zahlreichen deutschsprachigen und internationalen Literaturzeitschriften und Anthologien veröffentlicht.
2015 war sie für den Ingeborg-Bachman-Preis nominiert und las aus „Die Farbe des Granatapfels“, ihrem kurz darauf veröffentlichten Debütroman. Für ihren Roman „Als ob sie träumend gingen“ wurde Anna Baar 2017 mit dem Theodor-Körner-Preis ausgezeichnet. Ihr Roman „Nil“ stand 2021 zwei Monate lang auf Platz 1 der ORF-Bestenliste und war für den Österreichischen Buchpreis nominiert.
Presseaussendung Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport