Der Erich Fried Preis, eine der renommiertesten literarischen Auszeichnungen Österreichs, wird seit 1990 durch die Internationale Erich Fried Gesellschaft vergeben und von jährlich wechselnden Einzeljuror:innen entschieden. Dieses Jahr geht der Erich Fried Preis an Thomas Kunst.

Der Preis wird vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport gestiftet und ist mit 15.000 Euro dotiert. Für den Preis 2023 wurde die renommierte österreichische Autorin Monika Helfer zur alleinigen Jurorin bestimmt. Entschieden hat dies ein dreiköpfiges Kuratorium, das von der Internationalen Erich Fried Gesellschaft aus den eigenen Reihen ernannt wird. In diesem Jahr besteht das Fried-Preis-Kuratorium aus den Autor:innen Teresa Präauer, Angelika Reitzer und Christoph Hein.

„Er ist der ungewöhnlichste Lyriker, den ich kenne, einer der die Welt im Kopf umdreht und die Seiten einschneidet, einer, der alles einfärbt mit selbst gemixter Farbe“, schreibt Monika Helfer in ihrer Jurybegründung.

„In meinem Ressort werden Jahr für Jahr zahlreiche Preise für Kunst vergeben, wobei die Literatur bei der Anzahl der Preise unangefochten führt. Viele dieser Preise haben das literarische Schaffen in Österreich im Blick und werden auf Vorschlag jährlich wechselnder Jurys vergeben. Einer dieser Preise, der Erich Fried Preis nämlich, nimmt einen anderen Weg. Zum einen wird er für deutschsprachige Literatur, also für die Gegenwartsliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zuerkannt, zum anderen entscheidet ein einzelner Juror oder eine einzelne Jurorin über den Preisträger bzw. die Preisträgerin. Heuer hat Monika Helfer die schöne Aufgabe übernommen, und ihre Wahl ist auf den deutschen Dichter und Erzähler Thomas Kunst gefallen. Seit vielen Jahren ist Thomas Kunst eine fixe Größe in der deutschen Literatur, zuletzt ausgezeichnet mit dem renommierten Kleist-Preis. Der profunde Kenner dichterischer Tradition pfeift schon mal auf literarische Konventionen und zeigt uns immer wieder aufs Neue, was Sprache so alles kann: Welten erzeugen, in denen hinter jedem Satz eine Überraschung lauert; Welten, die zwar fest in unserer Wirklichkeit und Wahrnehmung verwurzelt sind, aber weit über sie hinausgehen. So wird die Literatur von Thomas Kunst zum sprachlichen Ereignis: überraschend, temporeich, hakenschlagend, anarchisch, verspielt, berührend und voller Witz – und manchmal auch utopisch. Denn seine Geschichten und Gedichte schmecken nach Sehnsucht, Aufbruch und Abenteuer. Und es ist nur konsequent und stimmig, dass dieser besondere Preis, der Erich Fried Preis, an diesen besonderen Autor geht: Herzliche Gratulation, lieber Thomas Kunst!“, so Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer.

Thomas Kunst

Thomas Kunst wurde 1965 in Stralsund geboren, ist Mitarbeiter der deutschen Nationalbibliothek Leipzig und lebt in Sachsen-Anhalt. Er veröffentlicht Gedichte und Romane sowie Hörbücher, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde. Er veröffentlichte zuletzt bei Suhrkamp den Roman Zandschower Klinken (2021), den Gedichtband Kolonien und Manschettenknöpfe (2017) und bei Jung & Jung den Roman Freie Folge (2015). Im Frühjahr 2024 wird der Lyrikband WÜ bei Suhrkamp erscheinen.
Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit beschäftigt er sich mit musikalischer Improvisation.
http://thomaskunst.de/

Zu den Preisträger:innen der letzten Jahre zählen Thomas Stangl, Nico Bleutge, Rainer Merkel, Judith Hermann, Dorothee Elmiger, Leif Randt, Teresa Präauer, Steffen Mensching, Esther Kinsky, Frank Witzel und zuletzt Melinda Nadj Abonji.

 

Erich Fried Tage / Red.