Der Autor Frank Witzel wird mit dem „Wortmeldungen Ulrike Crespo Literaturpreis 2024“ ausgezeichnet. Der Preis für herausragende kritische Kurztexte, die sich mit aktuellen gesellschaftsrelevanten Themen beschäftigen, ist mit 35.000 Euro dotiert und wird zum siebten Mal von der Crespo Foundation verliehen. Die Preisverleihung findet am 21. Juni 2024 in den Kammerspielen des Schauspiel Frankfurt statt.

In seinem ausgezeichneten Essay „Die Möglichkeit einer Micky Maus“ beschäftigt Frank Witzel sich mit Verlust und Abschied als Grundbedingung unserer Existenz. Er reflektiert über unseren persönlichen und gesellschaftlichen Umgang mit Abschied und Trauer – und über die elementare Bedeutung von Schreiben und künstlerischer Arbeit als Möglichkeit der Sichtbarmachung und Bewältigung.

„Wo Gesellschaften sich immer stärker polarisieren und klare Schnitte von uns fordern, kommt der Literatur eine überlebenswichtige Funktion zu. Das Schreiben, wie es Frank Witzels Essay beleuchtet, wird zum Sensorium für all die übergangenen Einzelschicksale, die hingenommenen und ungesehenen Verluste des Lebens. In stets wiederkehrendem Selbstzweifel doch mit erzählerischer Souveränität legt Witzel Schicht um Schicht den ethischen Kern des ‚unwillkürlichen Abschieds‘ frei. Er ist um uns, millionenfach, zum Beispiel überall dort, wo von Flucht, wo von Migration die Rede ist, die sich handkehrum in Statistiken verwandelt. Was Abschiede mit Menschen machen, wie wir uns ihnen nähern können, ohne sie zu trivialisieren – das lehrt uns dieser Text.“, so die Jury in ihrer Begründung.

Über die Vergabe des Preises entschied die interdisziplinär besetzte Jury bestehend aus Hanna Engelmeier (Kulturwissenschaftlerin), Silke Hohmann (Kunstkritikerin), Rahel Jaeggi (Philosophin), Paul Jandl (Literaturkritiker), Steffen Mau (Soziologe), Barbara Mundel (Intendantin) und Philipp Theisohn (Literaturwissenschaftler).

Frank Witzel

Frank Witzel (*1955) ist Schriftsteller. Er schreibt Lyrik, Prosa und Hörspiele und veröffentlichte seit seinem Lyrikdebüt 1978 mehr als ein Dutzend Bücher. Für den Roman „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“ (Matthes & Seitz Berlin, 2015) erhielt Witzel 2015 den Deutschen Buchpreis. 2017 hatte er die Friederich-Stiftungsprofessur an der Hochschule für Gestaltung Offenbach sowie zwischen 2017 und 2021 Poetikdozenturen in Heidelberg, Tübingen und Paderborn inne. 2021 wurde er mit dem Erich-Fried-Preis ausgezeichnet. Zuletzt erschien „Die fernen Orte des Versagens“ (Matthes & Seitz Berlin, 2023). Frank Witzel lebt in Offenbach und Berlin.

Der Essay „Die Möglichkeit einer Micky Maus“ ist zu lesen unter https://www.wortmeldungen.org/literaturpreis/preistraeger
Er erscheint im Juni 2024 als Buch in der Reihe „Wortmeldungen“ des Verbrecher Verlags.

Auf dem Blog „Poesierausch“ werden der Text und der Autor vorgestellt: https://poesierausch.com/category/wortmeldungen-literaturpreis/

„Wortmeldungen“-Literaturpreis

Der „Wortmeldungen“-Literaturpreis 2024 ist ein Programm der Crespo Foundation in Kooperation mit dem Literaturhaus Frankfurt, dem Schauspiel Frankfurt und dem Verbrecher Verlag, präsentiert von hr2-kultur, Der Freitag, 54books und Poesierausch.

Der „Wortmeldungen Ulrike Crespo Literaturpreis für kritische Kurztexte“ wird jährlich von der Crespo Foundation ausgelobt. Er ist mit 35.000 Euro dotiert und wird für herausragende literarische Kurztexte verliehen, die sich mit aktuellen gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzen.
Bisher erhielten den Wortmeldungen-Literaturpreis Petra Piuk, Thomas Stangl, Kathrin Röggla, Marion Poschmann, Volha Hapeyeva und Judith Schalansky.
Der mit 15.000 Euro dotierte Förderpreis schließt an den Literaturpreis an und soll junge Autor:innen motivieren, in Auseinandersetzung mit dem Thema des Gewinner:innentextes eine eigene literarische Position zu formulieren.

Informationen zum Preis: wortmeldungen.org

 

Aussendung wortmeldungen.org / Red.