Der 2024 zum vierten Mal vergebene Christine-Nöstlinger-Preis für Kinder- und Jugendliteratur geht an den Autor Heinz Janisch. Der von der Stadt Wien Kultur, Christine Nöstlingers Buchstabenfabrik und dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels gemeinsam ausgerichtete Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird seit 2021 jährlich verliehen, wobei eine fachkundige Jury die Preisträgerin oder den Preisträger nominiert.
„Heinz Janisch schreibt für Menschen – für junge und für ältere. Er nimmt sein Publikum ernst, egal, ob er für Kinder Geschichten, Gedichte oder Gebete schreibt oder für Erwachsene bei Ö1 als Redakteur der Porträtreihe Menschenbilder und als Moderator beim Radiokolleg Sendungen gestaltet. Er nähert sich seinen Themen – wie auch den Personen, die seine Schreibworkshops und Lesungen besuchen – auf Augenhöhe und mit Neugierde und versteht seine Literatur als Angebot: für Fantasiereisen und Gespräche“, so die Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler. „Herzliche Gratulation an Heinz Janisch zum Christine-Nöstlinger-Preis 2024! Auf dass er noch lange seiner Neugierde künstlerischen Ausdruck verleiht.“
Christiana Nöstlinger und Barbara Waldschütz, die Töchter von Christine Nöstlinger, gratulieren Heinz Janisch zur Verleihung des Christine-Nöstlinger-Preises 2024.
„Heinz Janisch hat seit den späten 1980er-Jahren eine Vielzahl von Werken veröffentlicht, die zeitlose Themen nicht nur – aber auch – aus der Welt der Kinder behandeln: Die Suche nach Zugehörigkeit und Glück, die Bedeutung von Freundschaft, Angst, Mut und das Bedürfnis nach Schutz. Die Vielfalt der Sprache bewusst zu machen und die Neugier am Lesen zu wecken, ist dem Autor ein besonderes Anliegen: ‚Ich bin ein Reisender mit Dingen und Büchern. Mir ist wichtig, dass Kinder Bücher als Geschenk erleben, wie eine Art Wundertüte: Man macht sie auf und lässt sich überraschen…‘ Damit steht er in der Tradition von Christine Nöstlinger, für die Literatur ein Stück Welt in Sprache umsetzen sollte. Das Spektrum von Heinz Janischs Genres ist breit gefächert: Romane, Gedichte und Kurzgeschichten, Tiermärchen, Musikbilderbücher und Theater für ein junges Publikum. Würde man versuchen, Janischs Werk auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, dann wäre es wohl die künstlerische Gestaltungskraft, die all seine Texte auszeichnet. Er möchte, dass seine Bücher sowohl Acht- wie Achtzigjährigen gefallen, und will damit, so wie Christine Nöstlinger, die Grenzen zwischen Kinder- und Erwachsenenliteratur durchbrechen: ‚Literatur soll, ganz simpel gesagt, ein Stück Welt in Sprache umsetzen. Wenn ich für Kinder schreibe, muss ich von einem anderen Gesichtspunkt aus erzählen als für Erwachsene. Ansonsten brauch ich eigentlich nur ehrlich zu sein. Denn es gibt ja nicht eine Kinderwelt und eine Erwachsenenwelt, wir leben alle auf einer.‘ (Christine Nöstlinger)“
„Mit Heinz Janisch erhält einer der produktivsten Kinderbuchautoren des deutschen Sprachraums dieses Jahr den Christine-Nöstlinger-Preis. Er ist dabei kein Vielschreiber im negativen Sinn, seine zahlreichen, in über vierzig Jahren entstandenen Bücher bestechen vielmehr mit ihrer durchgängig hohen literarischen Qualität. Janisch gelingt es, ganz bei der Sache, bei seinen Leserinnen und Lesern und deren Realität, ihren Fragen, Ängsten, Gefühlen und Hoffnungen zu sein und das in einer ganz unverstellten, bisweilen poetischen, immer aber feinfühligen und wohldosierten Sprache“, so Alexander Potyka, Vorsitzender des Österreichischen Verlegerverbandes.
Der Preisträger Heinz Janisch
Heinz Janisch wurde 1960 in Güssing im Burgenland geboren und arbeitet als Journalist und Autor. Er studierte Germanistik und Publizistik in Wien. Seit 1982 arbeitet er als freier Mitarbeiter beim ORF-Hörfunk und gestaltet und moderiert Hörfunksendungen. Er schreibt sowohl Bücher für Erwachsene als auch Kinderbücher, die in mehr als 25 Sprachen übersetzt wurden. Seine besondere Liebe gilt dem Kinderbuch und der Lyrik. Heinz Janisch erhielt mehrere Literaturpreise, unter anderem den Österreichischen Staatspreis für Kinderlyrik 2005, den Österreichischen Kunstpreis für Kinder- und Jugendliteratur 2018 und den Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur 2020. Er lebt in Wien und im Burgenland.
„Immer, wenn ich ein Buch von Christine Nöstlinger lese, möchte ich den Kindern, die vorkommen die Hand schütteln – weil sie so grad und ehrlich, so offen und unverstellt durchs Leben gehen. Sie haben es oft nicht leicht, aber sie wissen sich zu wehren. Und sie verbiegen sich nicht. Genau so habe ich auch Christine Nöstlinger in Gesprächen erlebt – ehrlich und kritisch, herzlich und direkt. Da wurde nichts beschönigt. Ich hatte immer großen Respekt vor ihr. Ein Lob von ihr war wie ein Ritterschlag…“
Jurybegründung
„Der 1960 geborene, in Wien und im Burgenland lebende Autor prägt seit fünfunddreißig Jahren die österreichische Kinderliteratur, hat mehr als hundertsechzig Bücher publiziert, wovon ein Drittel in zwanzig Sprachen übersetzt wurde. Ein vielseitiger Künstler und Geschichtensammler, der über eine große literarische Bandbreite verfügt: In seinen Bilderbuchtexten, Gedichten, Kinderbüchern, Theaterstücken und Erzählungen arbeitet er poetisch, sehr präzise und voller Phantasie. Er schreibt für Kinder und Erwachsene, macht Lesungen für und Workshops mit Kindern, beteiligt sich an Projekten für Menschen mit besonderen Bedürfnissen, hat als Ö1-Redakteur jahrzehntelang „Menschenbilder“-Sendungen gestaltet. Immer kommuniziert er auf Augenhöhe, nimmt – wie die Namensgeberin des Preises – die Kinder ernst, vermittelt ihnen Ich-Stärke und Selbstermächtigung: Themen, von denen er mit großem Sprachgefühl auf reduzierte und dabei emotional eindringliche Weise erzählt. Ein Meister des freien, fantasievollen Spiels mit Worten.“
Der Christine-Nöstlinger-Preis
Der Christine-Nöstlinger-Preis wird von der Stadt Wien Kultur, Christine Nöstlingers Buchstabenfabrik und dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels gemeinsam ausgerichtet. Der Preis zeichnet Menschen aus, die Kindern und all jenen, die sonst nicht gehört werden, eine Stimme geben, ihre Perspektive einnehmen und so einen kleinen Beitrag leisten, deren Leben ein Stück gerechter zu gestalten. Bisherige Preisträger:innen: Lilly Axster (2023), Linda Wolfsgruber (2022) und Michael Roher (2021).
Die Jury
Die Entscheidung über die Auszeichnung fällt eine unabhängige Fachjury. Diese besteht aus drei Mitgliedern, die von den Trägern des Preises nominiert werden. 2024 bestand die Jury aus Karin Haller (Geschäftsführung Institut für Jugendliteratur), Linda Wolfsgruber (Illustratorin, freischaffende Künstlerin & Autorin) und Andrea Zsutty (Direktorin Verein ZOOM Kindermuseum).
Presseaussendung Hauptverband des Österreichischen Buchhandels