Tijan Sila erhält den Ingeborg-Bachmann-Preis 2024, der im Rahmen der 48. Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt vergeben wird. Die Jury um Klaus Kastberger ehrt Tijan Sila für seinen autobiographischen Text „Der Tag, an dem meine Mutter verrückt wurde“, der vom desaströsen Fortwirken der Kriegserfahrung im persönlichen Leben von Überlebenden des Bosnienkrieges handelt.
Juror Philipp Tingler, auf dessen Einladung Tijan Sila am Bachmannwettbewerb teilnahm, hob in seiner kurzen Laudatio Silas „Ton unsentimentaler Lakonie“ und seinen „ganz eigenen und einzigartigen Stil in einer Mischung aus Pointiertheit, Tragikomik und Melancholie“ hervor.
Der ausgezeichnete Text ist Teil von Tijan Silas aktuellem Romanprojekt. Der Roman wird, voraussichtlich 2026, im Verlag Hanser Berlin erscheinen und knüpft thematisch an den 2023 erschienenen Roman „Radio Sarajevo“ an.
Der Ingeborg-Bachmann-Preis wird von der Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörthersee gestiftet und ist mit 25.000 Euro dotiert.
Alles über den Ingeborg-Bachmann-Preis
Tijan Sila: „Radio Sarajevo“
„Dies ist die Geschichte meiner Kindheit und meines Kriegs.“ Als im April 1992 der Krieg beginnt, ist Tijan Sila nur zehn Jahre alt, doch bis heute kann er sich an den Geruch von gezündetem Sprengstoff erinnern. Während Sarajevo in Flammen steht, wird aus dem Jungen, der er damals war, ein junger Mann. Er streift durch die Ruinen der ausgebombten Stadt und sammelt Dinge, die von den Geflohenen und Gestorbenen zurückgeblieben sind, um sie auf dem Schwarzmarkt gegen Essen zu tauschen. Er lernt zu überleben, und er akzeptiert die grausame neue Normalität, doch zu welchem Preis?
Seine Geschichte ist eine Geschichte des Unerwarteten. Sie erzählt davon, wie Dichter zu Mördern werden und Mörder zu Helden. Sie erzählt von Menschen, denen jede Menschlichkeit jäh genommen wurde, und von den Spreißeln, die der Krieg im Hirn jedes Überlebenden hinterlässt.
Tijan Sila: „Radio Sarajevo“
ISBN 978-3-446-27726-7 | Hanser Berlin
erschienen: 21.08.2023
Tijan Sila
Tijan Sila, geboren 1981 in Sarajevo, kam 1994 als Kriegsflüchtling nach Deutschland. Er studierte Germanistik und Anglistik in Heidelberg.
2017 erschien sein erster Roman „Tierchen Unlimited“, 2018 folgte „Die Fahne der Wünsche“, 2021 „Krach“. Zuletzt erschien sein autobiographisches Buch „Radio Sarajevo“ (2023) bei Hanser Berlin. Darüber hinaus veröffentlichte er Essays in der ZEIT, der TAZ und dem FREITAG. Tijan Sila lebt in Kaiserslautern.
Aussendung Hanser Berlin / Red.