Am 4. Februar fand im Unipark Nonntal der Paris-Lodron-Universität Salzburg die Pressekonferenz zu den 54. Rauriser Literaturtagen 2025 statt. Landeshauptmann-Stellvertreter Stefan Schnöll stellte den anwesenden Vertreterinnen und Vertretern aus Presse und Kultur die Preisträgerinnen 2025 vor: Lilli Polansky erhält heuer den Rauriser Literaturpreis, Anna Neata den Rauriser Förderungspreis.
Programm der Rauriser Literaturtage (19. bis 23. März 2025)
Zum Programm der Rauriser Literaturtage meinte er, wie wichtig es sei, den „Austausch zwischen Autorinnen und Autoren, Literaturkritikern und -kritikerinnen sowie einem interessierten Publikum“ zu fördern. „Gerade in Zeiten globaler Herausforderungen sind Literatur und Kultur bedeutende Pfeiler, die uns helfen, die Welt von einer anderen Perspektive zu beleuchten und Brücken zu bauen.“
Der Rauriser Bürgermeister Peter Loitfellner betonte den großen Stellenwert der Literaturtage in der Region, aber auch weit über Salzburg hinaus und sprach von der Bedeutung der Literatur für die kulturelle sowie die eigene Identität.
Das Intendanten-Duo Ines Schütz und Manfred Mittermayer präsentierte das Programm der 54. Rauriser Literaturtage, das unter dem Motto „Konfliktfelder“ steht. Derzeit, so scheint es, haben Literatur und Kunst wenig Anlass, harmonische Welten zu entwerfen.
Die bei den 54. Rauriser Literaturtagen eingeladenen Autor:innen sowie ihre Bücher beschäftigen sich aus verschiedenen Blickwinkeln mit derzeit aktuellen Konfliktfeldern. So etwa erzählen sie – nicht zuletzt unter dem Eindruck der blutigen Geschehnisse in der Ukraine und in Nahost – davon, was das Erlebnis des Krieges im Leben und in den Seelen der Betroffenen anrichtet. Ein anderes Thema der ausgewählten Bücher sind die Herausforderungen, vor die uns die gesellschaftliche Migration stellt: die Begegnung mit anderen Kulturen, die Schwierigkeiten der Integration im neuen Umfeld und die Formung persönlicher Beziehungen unter dem Vorzeichen interkultureller Differenz.
Rauriser Literaturpreis 2025 geht an Lilli Polansky
Die 2001 in Wien geborene Autorin Lilli Polansky erhält für ihr Romandebüt Gratulieren müsst ihr mir nicht (Schöffling Verlag, 2024) den Rauriser Literaturpreis 2025, der vergeben vom Land Salzburg vergeben wird und mit 10.000,– Euro dotiert ist. LH-Stv. Stefan Schnöll zitierte aus der Begründung der Jury (Nicola Steiner, Günther Stocker, Katharina Teutsch) und betonte, dass dieses Buch auf radikale und offene Weise eine intensive Konfrontation mit Krankheit und Tod schildere. Die junge Protagonistin kämpft um ihr Überleben und die Selbstbehauptung in der Welt. Der Bedrohlichkeit und Dramatik des Geschehens stehen aber auch unerwartete humorvolle Einschübe gegenüber.
„Dem erzählerischen Sog, den Lilli Polanskys Coming-of-Age-Geschichte entfaltet, kann man sich kaum entziehen, weil sie in ihrer existentiellen Dimension jeden und jede betrifft.“
Förderungspreis 2025 an Anna Neata
Der Förderungspreis 2025, der vom Land Salzburg und der Marktgemeinde Rauris vergeben wird und mit 5.000,– Euro dotiert ist, geht an die 1987 in Oberndorf bei Salzburg geborene Anna Neata, die in Mainz Film- und Theaterwissenschaften und in Wien Sprachkunst studiert hat. Ihr ausgezeichneter Prosatext Es Maedchen fasst sich en Mut und zwä Herzen zum Thema „Zuhören“ ist ein gelungenes Experiment, „gleichzeitig Sprachkunststück und geglückte Literatur“. „Eine Sprache für traumatische Erfahrungen in der Kindheit“ gefunden zu haben, so die Jury (Agnes Altziebler, Claudia Lehner, Helmut Sturm), ist das Thema des bemerkenswerten Textes.
„Die dafür kreierte Sprache bedient sich eines siebenbürgischen Kauderwelsch ebenso wie hochsprachlicher und englischsprachiger Begriffe. Die Kunstsprache ist gelungen, kraftvoll und in ihrer ganz eigenen Poesie offen für Interpretation.“
„Konfliktfelder“ als diesjähriges Motto der Rauriser Literaturtage
Als Motto der 54. Rauriser Literaturtage 2025 wählten Ines Schütz und Manfred Mittermayer „Konfliktfelder“. Entstanden ist dabei ein vielfältiges Programm vor dem Hintergrund unserer gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Realität. Die Autor:innen, die heuer in Rauris lesen werden, beschreiben die neuartigen Vermischungen politischer und ökonomischer Systeme – die Veränderung demokratischer Strukturen unter den Auswirkungen kapitalistischer Prozesse und der Hinwendung zu autoritären Gesellschaftsmodellen. Sie analysieren den Umgang mit numerisch kleinen Bevölkerungsgruppen und den Bildern, die der herrschende Teil der Welt von ihnen entwickelt hat. Und sie legen die Gewalt offen, die in patriarchalen Denk- und Handlungssystemen nach wie vor gegenüber Frauen und Kindern ausgeübt wird.
Die Texte der Rauriser Literaturtage 2025 zeigen eindrucksvoll, wie wichtig es ist, nicht den populistischen Verlockungen einfacher Extrempositionen nachzugeben, sondern zwischen eindeutigen Erklärungsmustern, die mit absoluter Gültigkeit vertreten werden, auch widersprüchliche, ambivalente Haltungen zu akzeptieren.
Zu Lesungen und Gesprächen eingeladen sind die Autor:innen Sofia Andruchowytsch, Radka Denemarková, Ulrike Draesner, Franzobel, Behzad Karim Khani, Ronya Othmann, Kurt Palm, Tijan Sila und Milica Vu?kovi?.
Neben den Programmpunkten Rauris.Lyrik – mit Erwin Einzinger, Eva-Maria Leuenberger und Klaus Merz – und Spoken Word – Tara C. Meister und Elena Sarto – wird es auch wieder Gespräche der Autor:innen mit Studierenden österreichischer Universitäten geben. Im Rahmen der Programmschiene „Gespräch über Literatur“ wird der Theologe und Philosoph Heinrich Schmidinger (Rektor der Universität Salzburg 2001-2019) mit Manfred Mittermayer über „Toleranz“ diskutieren. Die heurige Schreibwerkstatt betreut der Autor Florian Gantner. Das Programm Rauris.Schule für Kinder und Jugendliche vom Kindergarten bis zur Mittelschule gestalten Ulrike Motschiunig und Markus Orths.
Die Abendveranstaltungen im Mesnerhaus als zentralem Veranstaltungsort werden mittels Live-Übertragung zusätzlich im Gasthaus Platzwirt zu sehen und zu hören sein. Am 20. März ist außerdem die Heimalm wieder Veranstaltungsort. Auch die traditionellen Störlesungen bei Rauriser Familien finden statt. ?Die Lesungen und Gespräche der Rauriser Literaturtage werden teilweise über die Homepage www.rauriser-literaturtage.at und den Kooperationspartner FS1 als Livestream bzw. zeitversetzt online ausgestrahlt. Informationen dazu bietet die RLT-Website.
Ausstellung „Literatur und Kunst“ und Gedenkveranstaltung Bodo Hell
Die Ausstellung zu „Literatur und Kunst“ gestaltet 2025 die Künstlergruppe G.R.A.M. (Martin Behr und Günther Holler-Schuster) mit ihren Serien „Hohes Haus“ und „Aluhut“, künstlerischen Interventionen zum gesellschaftlich-politischen Umgang mit Fiktion und Wirklichkeit. Am 20. März wird die Ausstellung eröffnet, Martin Hochleitner (Direktor des Salzburg Museums, gleichzeitig Obmann des veranstaltenden Kulturvereins Forum Rauris), der die Ausstellungsreihe kuratiert, wird dazu mit den Künstlern ein Gespräch führen.
Am 21. März findet um 14 Uhr eine Gedenkveranstaltung für dem seit Sommer letzten Jahres vermissten langjährigen Wegbegleiter der Rauriser Literaturtage Bodo Hell statt. Die Musikerfreunde Peter Angerer, Toni Burger, Erwin Rehling, Georg Vogel und Werner Zangerle geben ein Konzert zu Ehren des Autors, der 1972 den ersten Rauriser Literaturpreis erhielt und insgesamt 13-mal in Rauris auftrat.
Programm und aktuelle Informationen
Der Web-Auftritt der Rauriser Literaturtage bietet weitere Informationen zum Programm des Festivals und zu den Autorinnen und Autoren aus Österreich und Europa, die vom 19. bis 23. März 2025 in Rauris zu erleben sein werden: www.rauriser-literaturtage.at
Presseaussendung Rauriser Literaturtage / Red.